Klimagarten Südpfalz
Nachhaltiger Nutzgarten & Selbstversorgung

Sauzahnen

Der Boden lebt. In einer Handvoll Erde tummeln sich Millionen kleiner Tiere, Bakterien, Pilze, Algen. Im Gartenbau und in der Landwirtschaft setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, das Bodenleben zu fördern und möglichst wenig zu stören. Eine schonende Bearbeitung erhält die natürliche Schichtung im Boden: Die Lebewesen im oberen Bereich des Bodens benötigen viel Luft, während in den tieferen Schichten auf Sauerstoffmangel spezialisierte Arten vorkommen. Mykorrhizapilze fördern die Fruchtbarkeit des Bodens und versorgen viele Pflanzen mit Nährstoffen. Das funktioniert aber nur, wenn das feine Netzwerk der Pilzwurzeln erhalten bleibt und der Boden minimal bearbeitet wird. Nützlich ist auch eine möglichst große Pflanzenvielfalt. 

Umgraben ist Gift für den Boden: Das Umgraben bringt alles durcheinander, beschädigt das Bodenleben, verringert die natürliche Fruchtbarkeit der Erde, führt zum Verlust von Humus und zur Ausgasung von klimaschädlichem Kohlendioxid. Daher grabe ich nicht um, sondern nutze im Frühjahr allenfalls den Sauzahn: Die Reste der Mulchschicht des Vorjahres werden mit der darunter befindlichen Rotteschicht und der obersten Humusschicht vermischt. Das Ergebnis ist lockere Erde, in der das Bodenleben durchstarten kann. 

Im Jahr 2022 probierte ich etwas Neues aus: Auf einem Drittel meiner Fläche verzichtete ich auf die vorbereitende Bodenbearbeitung und ließ das Wildkraut als Gründüngung zunächst ungehemmt wachsen. Ging es an die Aussaat, säuberte ich lediglich einen etwa 20 cm breiten Streifen von den konkurrierenden Pflanzen, so dass das junge Gemüse munter wachsen konnte. Auch später griff ich nur ein, wenn das Wildkraut übergriffig wurde, was mir nebenher auch reichlich Material zum Mulchen bescherte. Der Ertrag auf dieser Fläche war genauso gut wie auf den traditionell mit dem Sauzahn vorbereiteten Flächen. Folglich ließ ich im Frühjahr 2023 den Boden weitgehend in Ruhe und griff nur noch im Ausnahmefall zum Sauzahn, nämlich dort, wo eine dicke Mulchschicht das Wachstum von Wildkräutern im Winter unterdrückt hatte.